Der „heimliche Held“, wie Edin Terzic seinen Spieler Mateu Morey nannte, ließ sich entschuldigen.
Der 23-Jährige wollte nach diesem besonderen Abend nur noch zu seiner Familie, mit deren Hilfe er in den vergangenen Monaten und Wochen so viele Täler durchschritten hat. Für Interviews hatte der Profi von Borussia Dortmund am Freitagabend nach dem 3:0 gegen SC Freiburg keinen Kopf.
Seine unglaubliche Leidensgeschichte hat Morey ja auch schon häufiger erzählt, jüngst noch in Marbella, wo der BVB im Januar für sein Wintertrainingslager residierte.
Da musste er sich nach dem überzeugenden 3:0 (2:0) der Dortmunder im Bundesliga-Heimspiel gegen den SC Freiburg nicht noch einmal von vorne beginnen.
BVB: Norbert Dickel mit emotionalen Worten zu Mateu Morey
In der 88. Spielminute wurde Morey für Ian Maatsen eingewechselt. Und damit 1015 Tage nach seinem letzten Spiel für die Profis, diesem für ihn so dunklen Pokal-Abend gegen Holstein Kiel im Mai 2021, an dem so ziemlich alles kaputtgegangen ist, was sich in einem Knie befindet.
Stadionsprecher Norbert Dickel fand emotionale Worte, um Moreys Comeback anzukündigen. Dreimal ließ er seinen Namen aufrufen. Nach dem Spiel schubste ihn Emre Can vor die Südtribüne, von der sich Morey noch einmal einen Applaus abholen durfte.
Er kannte das schließlich alles gar nicht. Denn die Freiburg-Partie war tatsächlich das erste Mal, dass der beim FC Barcelona ausgebildete Außenverteidiger im vollen Dortmunder Stadion spielen durfte. Seine schweren Verletzungen und die Corona-Pandemie hatten ihm diese Erlebnisse bislang verwehrt. Welches Potenzial im technisch versierten gebürtigen Mallorquiner liegt, lässt sich nur erahnen.
BVB-Trainer Edin Terzic lobt Mateu Morey
Andere sprachen dafür über Morey. Trainer Terzic erinnerte an „ewig viele Meter, die du da abspulst in Laufschuhen auf dem Trainingsplatz. Es war ein extrem langer Weg aus dem Krankenhaus zurück auf den Platz und nun hierhin“, meinte der 41-Jährige und lobte Moreys Charakter. Sportdirektor Sebastian Kehl, selbst früher von schwierigen Verletzungen betroffen, sagte: „Was er die letzten Monate durchgemacht hat, kann man nur nachfühlen, wenn man selbst mal Sportler war. Er hat sehr viele persönliche Krisen durchlebt.“ Und Angreifer Niclas Füllkrug, der Morey ein „richtig gutes Trainingslager“ attestierte, wünschte sich, „dass da noch einige Einsätze hinzukommen“.
Wenn jemand an diesem Abend Wünsche äußern durfte, dann war es wohl Füllkrug. Seinen 31. Geburtstag begang der Stürmer am Freitag und beschenkte sich selbst mit einem starken Auftritt, bei dem er Donyell Malen dessen zwei Treffer (16./45.+7) auflegte und obendrein den 3:0-Endstand mit einem Kopfballtor besorgte, ein Ergebnis, das Moreys Comeback zum i-Tüpfelchen lassen werden sollte.
„Er hat heute das gezeigt, was man von einer Nummer neun bei Borussia Dortmund erwartet: dass er immer anspielbereit ist, immer wieder die Räume öffnet, da ist, wenn die Bälle in seine Position kommen“, lobte Trainer Terzic, der gegen zugegebenermaßen harmlose Freiburger die beste Dortmunder Leistung in diesem Jahr gesehen haben wollte.
BVB gegen SC Freiburg deutlich verbessert
Als „sehr klar, diszipliniert und reif“, beschrieb er das Spiel seiner Mannschaft. Nach dem enttäuschenden wie inspirationslosen Remis in Heidenheim (0:0) hatte Terzic sein Team noch in die Pflicht genommen. Gegen Freiburg zeigten die Dortmunder eine deutliche Steigerung. Es war eine bessere Struktur zu erkennen, der Spielaufbau war ruhiger, kontrollierter. Und im letzten Spieldrittel wusste der BVB diesmal auch etwas mit dem Ball anzufangen. Zwei, drei Angriffe rutschten den Dortmundern heraus, die sie auf diesem Niveau in der Saison noch nicht oft abgeliefert hatten.
Füllkrug sah sich daher auch nachträglich im Recht. Vor einer Woche habe man ihn kritisiert, dass „ich so entspannt geantwortet habe“ nach dem 0:0 in Heidenheim. Ein Ausrutscher sei das gewesen. Füllkrug betonte: „Wir brauchen nicht immer alles in Grund und Boden reden, wenn ein Spiel mal nicht perfekt läuft. Wir sind sehr fleißig und intern auch sehr kritisch mit den Spielen umgegangen. Nur das müssen wir euch nicht immer alles verraten.“ Dortmund schlägt vorerst wieder den richtigen Kurs ein.